Die Siedlungsstruktur von Reith zeichnet eine homogene, dicht durchwachsene Bebauung. Großformatige Häuser mit gemauerten Sockelgeschossen und Satteldä¬chern eingebettet im steil abfallenden Gelände, folgen der Topografie des Terrains und prägen das Ortsbild. Durchgrünte, blühende Gärten schmiegen sich in die Zwischenräume und in die Hinterhöfe, wachsen über die Niveausprünge empor und schaffen ein lebendiges Straßenbild.
Durch sein Erscheinungsbild hebt sich das „Mauracherhaus“ in dem gewachsenen Ensemble hervor. Zumal hat das ehemalige Bauernhaus ein mächtiges Krüppel¬walmdach, sowie steht es solitär, bedingt durch den großzügigen Abstand zu den benachbarten Häuser in der Straßenzeile.
Städtebaulicher Kontext
Stärkung des bestehenden Ensembles und integrieren eines qualitätsbringenden Außenraums
Das „Mauracherhaus“ wird in ihrem Erscheinungsbild weitgehendst erhalten. Die solitäre Wirkung wird durch den sensibel gesetzten Zubau im Norden gestärkt. Eine Bäckerei am Platz sowie ein leichter Pavillon im Osten fassen den Dorfplatz zu einem geschützten Raum zusammen.
Ein eingeschossiges Gebäude entwickelt sich dieser entlang und öffnet sich über großzügige Verglasungen nach Süden. Im Westen setzt sich das Gebäude als ein neu interpretierter „Stadl“ fort und integriert die Rampen für die Tiefgarageneinfahrten und die Fußgänger.
Eine vertikale Holzstruktur trägt das Pavillondach. Dieser schirmt die Wirtschaftszufahrt des östlichen Hauses ab, schafft gleichzeitig einen gedeckten Vorbereich für das geplante Café und den Dorfbrunnen mit Bushaltestelle. Dieser kann als Musikpavillon fungieren und ermöglicht Weihnachtsveranstaltungen oder Bauernmärkte im witterungsgeschützten Bereich.
Dazwischen spannt sich der großzügige Dorfplatz, als Drehscheibe aller wichtigen gesellschaftlichen Eirichtungen und tritt als Bindeglied zwischen privaten und öffentlichen Raum auf. Die bestehende Pflasterung aus dem Dorfraum wird in den neuen Platz mit integriert, über die Straße fortgesetzt, um die Bereiche vor dem Kindergarten und dem Raiffeisengebäude zusammenzuführen. Gleichzeitig signalisiert es den Autofahrern langsameres Durchfahren.
Gebäudeorganisation und Funktionsabläufe
Innen- und Außenraumqualität in einem Spannungsfeld zwischen Alt und Neu
Wie ein traditionelles Bauernhaus ist das neue Gemeindeamt über einen zentralen Mittelflur (im Gewölberaum) erschlossen, ein „Stadel“ wird quer dazugestellt und eine neue vertikale Erschließung führt die bestehenden Ebenen mit den Tiefgaragen barrierefrei zusammen. Die Zubauten nehmen sich in ihrer Wirkung zurück und bilden durch die Leichtigkeit der angewendeten Materialien einen Kontrast zu dem historischen Gebäude.
Die Räumlichkeiten der Gemeinde gliedern sich bürgernah im Erdgeschoß im neuen Kontext. Durch das großzügige Öffnen des schönen Gewölberaums nach außen entsteht eine einladende Zugangssituation. Glaswände mit niedrigen Schränken unterteilen im Inneren diesen Raum, um die Wirkung des mächtigen Gewölbes zu erhalten.
Die Positionierung des Gemeinderatsaales im Dachgeschoss bietet einen unvergleichlichen Ausblick über das Karwendelgebirge. Die Saalgalerie ist diesem vorgelagert und kann durch mobile Schiebewände zu einem zusammen hängenden Raum adaptiert werden.