Kulturzentrum der Diözese Innsbruck

ARGE: IliovaArchitektur / Architekturhalle
Bauherr: Diözese Innsbruck
Auftrag: Wettbewerb 2023
Auszeichnung: 1. Preis
Ort: Hall i. Tirol

Erläuterungsbericht

Ziel des vorliegenden Konzeptes ist, den räumlichen Gebäudekomplex des ehemaligen Klosters Thurnfeld mit seiner wertvollen Bausubstanz in seiner Gesamtheit zu erfassen, die vorhandenen Potenziale auszuschöpfen, neu zu ordnen, sinnvoll zu ergänzen, um diese für weitere zukünftige Nutzungsszenarien vorzubereiten. Im Sinne von Klarheit, Orientierung, klarer Differenzierung der funktionellen Abläufe, sowie atmosphärischer Stimmung der Räume entwickelt sich der Entwurf.

Städtebau
Der Gebäudekomplex des ehemaligen Klosters Thurnfeld in Hall bildet eine markante Silhouette im nordöstlichen Stadtteil von Hall und umfasst Bereiche, welche in verschiedenen Bauetappen entstanden sind. Die Verbindung zur Stadt bildet der großzügige, geborgene Hof im Süden.
Der bestehende Baukörper der Schulküche aus den 60 Jahren in der Mitte zwischen dem Ost- und Westtrakt des Klosters wird zur Gänze abgebrochen.
Das Konzept schlägt an dieser Stelle eine eingeschossige neue Bebauung vor, welche sich parallel zum Haupttrakt erstreckt und wie eine Spange alle Funktionen selbstverständlich zusammenführt. Gleichzeitig bietet diese über ihre semitransparente Struktur in Leichtbauweise – welche zur Gänze geschlossen werden kann – Durchblicke zum großzügigen Garten im Norden. Die neue Bebauung stellt eine direkte Verbindung zum Haupteingang des Emmaus Bereiches dar und schafft über die begrünte Pergola ein attraktives Ankommen. Gleichzeitig wird die Zufahrt zu Emmaus, wie auch zum Depot in einem gebündelt, um die funktionellen Abläufe zu erleichtern.

KULTURZENTRUM DER DIÖZESE INNSBRUCK
Die Kirche ist der zentrale Ort für Begegnung mit Musik, Literatur, Kunst, ein
zentraler Kulturschauraum. Die Ausstellungsräume ummanteln diese. Während in der Erdgeschosszone Raum für zeitgemäße Kunst und wandelnde Ausstellungen angeboten wird, werden im 1. Obergeschoss die fixen Ausstellungen untergebracht. Eine Erweiterung der Ausstellung bildet das Schaudepot im 1. Obergeschoss. Wertvolle und besonderen Exponate aus dem eigenen Archiv sind in diesem Bereich zu besichtigen. Gleichzeitig führt ein Steg zur Kapelle im Osttrakt, indem der Weg als Teil der Ausstellung gesehen wird – Heiligenfiguren, sowie Skulpturen stehen im Freien auf das Dach der Arbeitsräume.
Die spirituelle Atmosphäre der Räume bleibt spürbar.
Die neu eingefügte, barrierefreie, lichtdurchflutete Erschließung des Haupttraktes ermöglicht eine räumliche Durchdringung und verbindet im Haus alle Ebenen sinnvoll miteinander. Diese Intervention stellt für die Zukunft sicher, dass auch das Dachgeschoss und Untergeschoss mit in die weitere Bespielung des Hauses integriert werden kann. Das Untergeschoss mit seinen belichteten Gewölberäumen hat ein enormes räumliches und atmosphärisches Potential für Ausstellungen.

Das Ankommen für die BesucherInnen erfolgt über den südlichen Innenhof und über das Hauptportal der Kirche. Eine neue gestalterische Ordnung schafft Raum zum Verweilen und für Veranstaltungen im Freien. Die bestehenden Bäume werden im neuen Konzept mit integriert und durch Neupflanzungen ergänzt. Ein neuer „Teppich“ liegt vor dem Kircheneingang und fasst den Vorplatz mit einem Brunnen und einem Baum. Zierkirschen werten den Hof mit ihren Blüten atmosphärisch auf.
Um eine kluge Bespielung der Kirche zu ermöglichen wird der Raum als solches frei geschält und somit atmosphärisch wirksam. Der Weg zu den einzelnen Ausstellungen über die Sakristei in Abfolge zwischen Enge und Weite generiert Spannung und schafft einen Rahmen, indem Spiritualität über Kunst gelebt werden kann. Rauminstallationen und Musikveranstaltungen schaffen viele neue Impulse. Bildung und Wissensvermittlung steht im Fokus des klösterlichen Lebens. Diese bilden einen weiteren Mittelpunkt für die Strahlkraft des Kulturraumes.

Der bestehende Innenhof mit seiner neuen atmosphärischen Stimmung und ladet die Besucherinnen zum Verweilen während es Rundganges ein. Gestaltet mit einem japanischen Ahorn und Objekten aus dem eigenen Fundus: alter Brunnen, Heiligen Figur, Sitzbank.

KULTURGÜTER DEPOT DER DIÖZESE
Schatzkammer
Die Arbeitsräume sind im Erdgeschoss des Neubaus situiert, die Büroräume im Bestand gegenübergestellt. Ein attraktives Ankommen für die MitarbeiterInnen erfolgt über die neue Zugangssituation mit Foyer im Süden. Die Bereiche rund um das Foyer sind für ein leichtes und nahtloses Funktionieren im Alltag konzipiert. Der Leseraum kann bei kleineren Veranstaltungen mitverwendet werden. Zudem können auch größere Besprechungen in diesem attraktiven Bereich stattfinden.
Das flächenmäßig große Volumen vom Depot und Archiv wird unterirdisch in zwei Geschosse untergebracht. Diese Zwei Geschossigkeit ermöglicht eine minimale Erschließungsfläche, klare Ordnung und kurze, bequeme Wegeführungen. Dies ist auch die energetisch sinnvollste Anordnung für Räume mit dem Anforderungsprofil Depot. Die Anlieferung erfolgt von der Nordseite über den gemeinsamen Weg mit Emmaus. Eine Erweiterung des Depots ist nach Norden in beiden Geschossen leicht möglich.

EMMAUS
Die Strukturelle Ordnung des Schlaftraktes der Schwestern mit seiner guten Bausubstanz bleibt erhalten und wird in das neue architektonische Konzept mit integriert.
Der Mittelflur als eine attraktive lichtvolle Begegnungszone mit seinen Türen der ehemaligen Zellen bleibt optisch und charakterlich erhalten. Notwendige Vorsatzschalen werden im Wohnungsinneren vorgesehen.
Kleine jedoch gut strukturierte Wohneinheiten – mit differenzierten Wohnbereichen und Schlafzimmern sind sinnvoll umsetzbar. Ihre Größe variiert über die vorgefundenen Raumzuschnitte. Von Starterwohnungen mit 25 m² bis zu Wohneinheiten mit 40 m² sind die einzelnen Einheiten möglichst kompakt und in zeitgemäßer Qualität geplant. Die Sanitärräume sind gebündelt über alle Geschosse übereinanderliegend gefasst. Jede Einheit verfügt über eine eigene kleine Küche.
Im 1. und 2. Obergeschoss befinden sich zwei Schauzellen mit originaler, authentischer Einrichtung. Diese verfügen über ein eigenes angrenzendes Bad mit WC und können ebenso vermietet werden.

Die Gemeinschaftsküche mit Essraum ist in einem Pavillonzubau als Gartenzimmer im Norden untergebracht. An diese schließt eine begrünte Pergola nach Westen an und erweitert den Gemeinschaftsbereich ins Freie.